Als Deutsche Erzieherin In Der Schweiz Arbeiten

Stell dir vor, du bist Erzieherin in Deutschland. Du kennst die Lieder, die Spiele, die kleinen Dramen im Sandkasten. Alles läuft rund. Und dann sagst du: "Ich geh in die Schweiz!"
"Grüeziwohl!" – Ein Kulturschock mit Käsefondue
Das Erste, was dir auffällt? Die Sprache! Klar, man spricht Deutsch. Aber eben nicht dein Deutsch. Da gibt es das "Grüeziwohl" zur Begrüssung, das irgendwie feierlicher klingt als ein schnödes "Hallo". Und dann die ganzen Dialekte! Stell dir vor, du willst einem Kind beibringen, wie man "Apfel" sagt, und es antwortet mit einem fröhlichen "Öpfel!" Oder schlimmer noch: etwas, das sich anhört wie "Ghüpfelwürmli". Gut, dass es Bilderbücher gibt. Die verstehen alle.
Auch die Schweizer Kinder sind...nun ja...Schweizerisch. Sie sind oft sehr selbstständig und hilfsbereit. Und sie lieben Schokolade. Sehr. Wenn ein Kind dir einen Schokoladenriegel anbietet, nimm ihn an. Es ist ein Zeichen höchster Wertschätzung.
Eine Kollegin erzählte mir mal, dass sie versucht hat, den Kindern das deutsche Lied "Alle meine Entchen" beizubringen. Sie kam bis zu der Zeile "Köpfchen ins Wasser, Schwänzchen in die Höh'". Die Kinder schauten sie nur fragend an. "Was ist ein 'Schwänzchen'?" fragten sie. Offenbar war das Wort im Schweizerdeutschen nicht so gebräuchlich. Es wurde ein sehr lehrreicher Vormittag.
Bürokratie mit Bergpanorama
Klar, es gibt auch Herausforderungen. Die Bürokratie zum Beispiel. Anträge, Bewilligungen, Formulare…alles mit sehr viel Liebe zum Detail und in gefühlt dreifacher Ausführung. Aber hey, wenigstens hast du dabei eine tolle Aussicht auf die Berge! Und die Schweizer sind Meister im Organisieren. Alles hat seine Ordnung, alles ist durchdacht. Das kann am Anfang etwas ungewohnt sein, aber mit der Zeit lernt man es zu schätzen. Vor allem, wenn man dann doch mal schnell ein Formular braucht.
Ein weiterer Unterschied: Die Elternbeteiligung ist oft sehr hoch. Schweizer Eltern sind sehr engagiert und interessiert am Wohl ihrer Kinder. Das bedeutet mehr Gespräche, mehr Absprachen, aber auch eine engere Zusammenarbeit. Und meistens bringen sie zum Elterngespräch selbstgemachte Guetzli mit. Wer kann da schon Nein sagen?
"Chuchichäschtli" – Eine neue Wortwelt
Die Sprache bleibt eine ständige Quelle für Missverständnisse und Heiterkeit. "Chuchichäschtli" zum Beispiel. Versuche das mal einem deutschen Kind beizubringen! Oder "Biberli". Das sind kleine Lebkuchen, die aussehen wie Biber. Sehr verwirrend, wenn man gerade versucht, den Kindern die Tierwelt zu erklären.
Aber genau das macht es ja so spannend! Du lernst eine neue Kultur kennen, eine neue Sprache, neue Essgewohnheiten (Käsefondue, anyone?). Du wirst flexibler, offener und kreativer. Und du lernst, über dich selbst zu lachen.
Mehr als nur "Erzieherin" – Eine Bereicherung
Als deutsche Erzieherin in der Schweiz bist du nicht nur eine Betreuerin. Du bist eine Botschafterin deiner Kultur, eine Brückenbauerin zwischen zwei Welten. Du bringst neue Ideen mit, neue Lieder, neue Spiele. Und du lernst im Gegenzug so viel von den Schweizer Kindern und ihren Familien.
Und ganz ehrlich? Nach ein paar Jahren sprichst du selber ein bisschen Schweizerdeutsch. Vielleicht nicht perfekt, aber mit ganz viel Herz. Und wenn du dann einem deutschen Kind erklären musst, was ein "Zvieri" ist (ein Nachmittagssnack), dann grinst du innerlich und denkst: "Ich bin angekommen."
Das Arbeiten als Erzieherin in der Schweiz ist eine Herausforderung, ja. Aber es ist auch eine unglaubliche Bereicherung. Es ist ein Abenteuer, das dich verändert, dich wachsen lässt und dir eine ganz neue Perspektive auf die Welt eröffnet. Und wer weiß, vielleicht entdeckst du ja sogar deine Liebe zu Käsefondue.
Also, pack deine Koffer, lerne "Grüeziwohl" zu sagen und freu dich auf das Abenteuer Schweiz! Du wirst es nicht bereuen.



