Baddeley And Hitch Working Memory Model

Kennt ihr das? Ihr steht im Supermarkt, habt euch fest vorgenommen, nur Milch, Brot und Eier zu kaufen. Dann klingelt das Handy, ein endloses Gespräch mit der besten Freundin über das neueste Drama beginnt… und am Ende steht ihr an der Kasse mit einem riesigen Eisbecher, Katzenfutter (obwohl ihr gar keine Katze habt!) und völlig vergessen, was ihr eigentlich wolltet. Tja, willkommen in der Welt des Arbeitsgedächtnisses!
Aber keine Sorge, das ist kein Zeichen von beginnender Demenz (zumindest nicht unbedingt). Es ist einfach das Arbeitsgedächtnis, das überlastet ist. Und genau das haben sich zwei kluge Köpfe, Graham Baddeley und Alan Hitch, in den 1970ern näher angeschaut.
Das Arbeitsgedächtnis-Modell: Mehr als nur ein Zwischenspeicher
Bevor Baddeley und Hitch auf den Plan traten, dachte man, das Kurzzeitgedächtnis (wie es damals hieß) sei ein simpler Zwischenspeicher für Informationen. Quasi ein Puffer, in dem Daten kurz zwischengelagert werden, bevor sie entweder ins Langzeitgedächtnis wandern oder einfach vergessen werden. Klingt logisch, oder? Falsch!
Baddeley und Hitch argumentierten, dass das Gedächtnis viel komplexer ist. Sie sagten, das Arbeitsgedächtnis ist kein passiver Speicher, sondern ein aktives System, das Informationen manipuliert, verarbeitet und speichert. Es ist quasi der Schreibtisch unseres Gehirns, auf dem wir gerade an Problemen arbeiten.
(Pssst... Hast du dich jemals gefragt, wie du im Kopf eine komplizierte Matheaufgabe löst? Das ist dein Arbeitsgedächtnis in Aktion!)
Die Bausteine des Arbeitsgedächtnisses
Das Modell von Baddeley und Hitch besteht aus mehreren Komponenten, die zusammenarbeiten:
- Die zentrale Exekutive: Der Chef im Ring! Sie steuert die Aufmerksamkeit, plant und koordiniert Aufgaben und entscheidet, welche Informationen wichtig sind und welche ignoriert werden können. Stell sie dir vor wie einen Dirigenten, der ein Orchester leitet.
- Die phonologische Schleife: Zuständig für sprachbasierte Informationen. Hier werden Wörter und Sätze kurzzeitig gespeichert und durch ständiges Wiederholen (innere Stimme!) aufrechterhalten. Denk an eine Telefonnummer, die du dir immer wieder vorsagst, bis du sie endlich gewählt hast.
- Der visuell-räumliche Notizblock: Hier werden visuelle und räumliche Informationen verarbeitet und gespeichert. Stell dir vor, du versuchst, dir den Weg zum Bäcker um die Ecke einzuprägen. Der visuell-räumliche Notizblock hilft dir dabei, die Route im Kopf zu visualisieren.
- Der episodische Puffer: Die neueste Ergänzung im Modell (hinzugefügt im Jahr 2000). Er integriert Informationen aus den anderen Komponenten (phonologische Schleife, visuell-räumlicher Notizblock) sowie aus dem Langzeitgedächtnis zu zusammenhängenden Episoden oder Szenarien. Er ist quasi das Bindeglied zwischen dem Arbeitsgedächtnis und dem Langzeitgedächtnis.
Wichtig: Diese Komponenten arbeiten nicht isoliert voneinander, sondern interagieren ständig miteinander. Wenn du beispielsweise einen Text liest, verarbeitet die phonologische Schleife die Wörter, der visuell-räumliche Notizblock hilft dir, dir die beschriebene Szene vorzustellen, und die zentrale Exekutive koordiniert alles und verbindet die Informationen mit deinem Vorwissen aus dem Langzeitgedächtnis.
Warum ist das Modell so wichtig?
Das Modell von Baddeley und Hitch war revolutionär, weil es das Verständnis des Gedächtnisses grundlegend verändert hat. Es hat gezeigt, dass das Arbeitsgedächtnis kein passiver Speicher, sondern ein dynamisches und komplexes System ist, das eine entscheidende Rolle bei kognitiven Prozessen wie Lernen, Problemlösen und Entscheidungsfindung spielt.
Und zurück zum Supermarkt: Wenn du das nächste Mal vergisst, was du eigentlich kaufen wolltest, weißt du, wem du die Schuld geben kannst: deinem überlasteten Arbeitsgedächtnis! (Oder vielleicht doch der besten Freundin... 😉)
Dieses Modell hat die Forschung über das Gedächtnis maßgeblich beeinflusst und ist bis heute relevant. Es hat uns geholfen, besser zu verstehen, wie unser Gehirn funktioniert und wie wir unsere kognitiven Fähigkeiten verbessern können. Also, keep your working memory sharp!



