Charakterisierung Claire Zachanassian Der Besuch Der Alten Dame

Stell dir vor, eine Milliardärin kommt in dein kleines, verschlafenes Heimatdorf zurück. Nicht irgendeine Milliardärin, sondern Claire Zachanassian aus Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“. Und die Alte Dame hat's faustdick hinter den Ohren! Sie ist wie eine Mischung aus Cruella De Vil und einer rachsüchtigen Barbie-Puppe, nur eben mit 'ner Menge Kohle.
Wer ist diese Claire überhaupt?
Am Anfang denken alle: „Ach, die Claire, die kennen wir doch!“. Sie ist quasi die berühmteste Ex-Einwohnerin von Güllen. Früher hieß sie Klara Wäscher und war das arme Mädchen von nebenan. Jetzt ist sie aber Claire Zachanassian, achtfach verwitwet und mit einem ganzen Zoo von merkwürdigen Begleitern im Schlepptau.
Und hier kommt der Clou: Sie sieht NICHT aus wie eine normale Milliardärin. Klar, sie hat teure Klamotten und Juwelen, die blenden, aber irgendwas stimmt nicht. Sie hat eine Prothese statt einem Bein, eine Elfenbeinhand und ihr Gesicht ist von unzähligen Operationen gezeichnet. Sie ist quasi ein wandelndes Mahnmal ihrer Vergangenheit – und die ist nicht gerade rosig.
Ihr Rachefeldzug: Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann
Warum kommt sie zurück nach Güllen? Nicht etwa, um alte Freunde wiederzusehen und in Erinnerungen zu schwelgen. Nein, sie kommt, um Rache zu nehmen. Und zwar an Alfred Ill, ihrem Jugendliebhaber, der sie damals sitzen gelassen hat, um eine andere zu heiraten und sein kleines, spießiges Leben zu leben.
Ihr Angebot ist simpel: Eine Milliarde für Güllen, wenn jemand Ill umbringt. Eine Milliarde! Das ist wie ein Jackpot im Lotto, nur dass der Preis dafür ein Menschenleben ist. Klingt verrückt? Ist es auch! Aber Claire Zachanassian ist eben keine normale Frau. Sie ist eine Macht, eine Naturgewalt, ein Hurrikan im Pelzmantel.
„Ich gebe euch eine Milliarde, wenn mir jemand Alfred Ill tötet.“
Die eiskalte Lady
Claire Zachanassian ist emotionslos, berechnend und unglaublich zynisch. Sie hat mit Geld quasi alles gekauft: Gefolgsleute, Gerechtigkeit und wahrscheinlich sogar das Wetter. Sie lacht über die moralischen Bedenken der Güllener und sieht sie als naiv und dumm an. Für sie ist Geld die einzige Wahrheit, und alles andere ist nur Schall und Rauch.
Sie ist wie eine Schachspielerin, die ihre Figuren perfekt positioniert und dann genüsslich zusieht, wie der Gegner ins Straucheln gerät. Sie ist unerbittlich und kennt keine Gnade. Alfred Ill ist für sie nur eine Schachfigur, die geopfert werden muss, um ihr Ziel zu erreichen.
Ein Spiegelbild der Gesellschaft
Aber Claire Zachanassian ist nicht nur eine rachsüchtige Milliardärin. Sie ist auch ein Spiegelbild der Gesellschaft. Sie zeigt, wie leicht Menschen durch Geld korrumpiert werden können und wie schnell Moral und Anstand für Profit geopfert werden. Die Güllener sind am Anfang noch entsetzt über ihr Angebot, aber je länger Claire in der Stadt ist, desto mehr verändern sie sich. Sie kaufen auf Kredit, tragen neue Schuhe und benehmen sich, als hätten sie das Geld schon in der Tasche. Sie werden zu Mittätern, ohne es richtig zu merken.
Und genau das ist das Geniale an Dürrenmatts Stück: Es ist nicht nur eine Geschichte über Rache, sondern auch eine über die dunkle Seite der menschlichen Natur. Es zeigt, wie schnell wir bereit sind, unsere Werte zu verraten, wenn uns genug Geld angeboten wird.
Claire Zachanassian ist also mehr als nur eine schillernde Figur. Sie ist ein Symbol für die Macht des Geldes, die Verführbarkeit des Menschen und die Abgründe der Gesellschaft. Und genau deshalb ist ihr Besuch in Güllen so unvergesslich – und so beunruhigend.



