Draußen Vor Dem Fenster Sitzen Die Gespenster

Okay, mal ehrlich, wer von uns hat als Kind nicht mal unter der Bettdecke gelegen und sich vorgestellt, da draußen lauern irgendwelche Gruselgestalten? Bei mir war's jedenfalls so. Und irgendwie, ganz tief drin, ist da immer noch ein kleiner Rest dieser Angst. Kennt ihr das auch?

Das bringt mich zu dem, was wir heute bequatschen wollen: "Draußen Vor Dem Fenster Sitzen Die Gespenster". Ziemlich creepy Titel, oder? Find ich aber super. Klingt fast wie ein Kinderreim, der ein bisschen aus dem Ruder gelaufen ist. Quasi die dunkle Version von "Alle meine Entchen".

Dieses... Ding... ist ein Theaterstück von Wolfgang Borchert. Borchert, der war so ein richtiges Nachkriegs-Sprachrohr. Hat die ganze Tristesse und Hoffnungslosigkeit in Worte gefasst. Und zwar so, dass es einem richtig unter die Haut geht. Also, nix für zarte Gemüter, würde ich sagen.

Worums geht's? Im Grunde genommen um einen jungen Mann namens Beckmann, der aus dem Krieg zurückkommt. Kaputt. Innerlich leer. Er hat alles verloren: seine Familie, seine Freunde, seine Hoffnung. Und das Schlimmste? Niemand will ihn. Stell dir das mal vor! Einfach keiner.

Er irrt also durch die kaputte Stadt, eine Art lebender Toter, und versucht, einen Sinn zu finden. Aber überall, wo er hinkommt, wird er abgewiesen. Die Leute wollen nichts von ihm wissen, wollen sich nicht mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen. Ist ja auch anstrengend, ne?

Und die Gespenster vor dem Fenster? Tja, das sind so'ne Art Personifikationen seiner Schuldgefühle und seiner Albträume. Die sitzen da und starren ihn an, erinnern ihn ständig daran, was er verloren hat und was er getan hat – oder eben nicht getan hat. Sozusagen das personifizierte schlechte Gewissen. Praktisch, oder? (Ironie off, natürlich).

Borchert spart nicht mit Kritik an der Gesellschaft. Er zeigt, wie schnell die Leute nach dem Krieg vergessen wollten, wie sie einfach so getan haben, als wäre nichts gewesen. Und Beckmann ist quasi der Sündenbock, der all das Leid und die Schuld stellvertretend für alle anderen trägt. Krass, oder?

Das Stück ist ziemlich kurz, aber es hat's in sich. Es ist brutal ehrlich, schonungslos und irgendwie auch wahnsinnig poetisch. Borchert hatte selbst keine einfache Zeit. Er war krank, hatte im Krieg gelitten und ist früh gestorben. Vielleicht hat er deshalb so eine unglaubliche Intensität in seine Texte legen können. Wer weiß?

Warum erzähl ich euch das alles? Weil ich finde, dass "Draußen Vor Dem Fenster Sitzen Die Gespenster" auch heute noch relevant ist. Klar, der Zweite Weltkrieg ist lange her, aber die Themen, die Borchert anspricht, sind immer noch aktuell: Schuld, Verantwortung, Ausgrenzung, die Unfähigkeit, mit der Vergangenheit umzugehen. Kommt euch das bekannt vor?

Und überhaupt, wer von uns hat nicht seine eigenen kleinen "Gespenster", die vor dem Fenster sitzen und uns an unsere Fehler und Versäumnisse erinnern? Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, manchmal aber auch Dinge, die uns wirklich zu schaffen machen. Und wie gehen wir damit um?

Verdrängen? Ignorieren? Oder stellen wir uns ihnen? Ich glaube, Borchert würde uns raten, uns unseren Gespenstern zu stellen. Auch wenn's weh tut. Denn nur so können wir wirklich frei werden. Und vielleicht, ganz vielleicht, verschwinden die Gespenster dann irgendwann von selbst. Wäre das nicht was?

Also, wenn ihr mal wieder 'nen Abend habt, an dem euch die Decke auf den Kopf fällt und ihr mal so richtig in düstere Gedanken abtauchen wollt, dann lest "Draußen Vor Dem Fenster Sitzen Die Gespenster". Aber Achtung: Es ist keine leichte Kost! Danach braucht ihr definitiv 'ne Tasse Kaffee und 'n Stück Kuchen. Oder vielleicht auch 'nen Schnaps. Je nachdem, wie sensibel ihr seid. ;)

Und denkt dran: Jeder hat seine Gespenster. Die Frage ist nur, wie wir mit ihnen umgehen.

Habt nen schönen Tag und lasst euch nicht von euren Gespenstern ärgern!