Du Sollst Dir Kein Bildnis Machen Max Frisch

Kennen Sie das? Da lernen Sie jemanden kennen, und *bumm* – haben Sie sofort ein Bild im Kopf. Eine Schublade, in die Sie die Person stecken. Der Öko-Typ, die Karrierefrau, der ewige Student. So wie wenn man eine neue App runterlädt und sofort weiss: "Ah, das ist so eine Instagram-für-Hunde-App!" Einfach *zack*, eingeordnet.
Max Frisch, der Schweizer Autor, hat sich genau damit in seinem Theaterstück "Du sollst dir kein Bildnis machen" beschäftigt. Nur nicht mit Hunde-Apps, sondern mit Menschen. Mit dem Problem, dass wir eben so gerne Schubladen aufmachen und Leute reinquetschen.
Die Sache mit dem Bildnis
Der Titel ist ja schon mal ein Knaller, oder? "Du sollst dir kein Bildnis machen". Klingt nach Bibelunterricht, stimmt. Aber Frisch hat das gar nicht so staubtrocken gemeint. Er meinte: Hör auf, dir ein festes Bild von jemandem zu machen! Denn das ist unfair, langweilig und macht das Leben kompliziert.
Stellen Sie sich vor, Sie daten jemanden. Nach dem ersten Date denken Sie: "Okay, das ist der Typ, der immer Recht haben muss." Aber was, wenn er beim zweiten Date ganz anders ist? Vielleicht hatte er nur einen schlechten Tag. Vielleicht wollte er Sie beeindrucken (und ist dabei grandios gescheitert). Vielleicht ist er eigentlich ein sensibler Künstler, der Gedichte schreibt – aber das würden Sie ja nie erfahren, wenn Sie ihn in Ihrer "Rechthaber"-Schublade lassen!
Genau das ist das Ding bei Frisch. Wir verpassen so viel, wenn wir uns auf unsere vorgefertigten Meinungen verlassen. Wir sehen nicht mehr den Menschen dahinter, sondern nur noch das Bild, das wir uns von ihm gemacht haben.
Der Architekt und die Wahrheit
In "Du sollst dir kein Bildnis machen" geht es um einen Architekten, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Es tauchen Gerüchte auf, dunkle Geheimnisse aus seiner Zeit im Krieg. Und die Leute um ihn herum – seine Frau, seine Freunde – die fangen an, an ihm zu zweifeln. Sie sehen plötzlich einen anderen Menschen, ein Bildnis, das nicht zu dem passt, was sie bisher von ihm dachten.
Das Problem ist: Sie wollen dieses Bildnis sehen. Sie sind so fixiert darauf, die Bestätigung für ihre Zweifel zu finden, dass sie die Wahrheit gar nicht mehr erkennen können. Sie interpretieren alles, was er sagt und tut, durch die Brille ihrer Vorurteile.
Ist das nicht wie im echten Leben? Man streitet sich mit dem Partner, und plötzlich ist *alles*, was der macht, falsch. Sogar, wie er die Zahnpastatube ausdrückt, wird zum Beweis dafür, dass er ein egoistischer Mensch ist! (Ja, ich rede aus Erfahrung…)
Raus aus den Schubladen!
Was können wir also von Max Frisch lernen? Einfach: Seien wir offener! Versuchen wir, Menschen ohne Vorurteile zu begegnen. Lassen wir uns überraschen. Geben wir ihnen die Chance, sich zu verändern, sich zu entwickeln, anders zu sein, als wir es erwarten.
Klar, das ist leichter gesagt als getan. Unser Gehirn liebt Schubladen. Es ist einfach bequemer, alles einzuordnen. Aber Frisch erinnert uns daran, dass das Leben viel spannender und erfüllender ist, wenn wir die Schubladen ab und zu mal aufmachen und neu sortieren. Oder am besten gleich ganz wegschmeissen!
Also, das nächste Mal, wenn Sie jemanden kennenlernen, denken Sie an Max Frisch. Denken Sie an die Instagram-für-Hunde-App. Und versuchen Sie, *nicht* sofort ein Bildnis zu machen. Sondern lassen Sie sich überraschen. Vielleicht steckt hinter dem Öko-Typ ja ein leidenschaftlicher Tango-Tänzer. Und die Karrierefrau kocht heimlich die besten Marmeladen der Stadt. Man weiss es nie! Es sei denn, man hat schon ein vorgefertigtes Bild davon... und das wäre doch schade, oder?



