Fabian Oder Der Gang Vor Die Hunde Buch

Kennen Sie das? Dieses Gefühl, wenn man so richtig abwärts segelt? Nicht so schlimm, dass man 'Titanic'-mäßig untergeht, aber eben doch spürbar bergab. Als würde man versuchen, auf einer Rolltreppe nach oben zu rennen, die leider gerade runterfährt. Genau darum geht's in Erich Kästners "Fabian oder Der Gang vor die Hunde".

Stellen Sie sich vor, Sie sind Anfang 30, Single (oder eben 'ungebunden', wie man heutzutage sagt), und leben in den Goldenen Zwanzigern – also, in Berlin, kurz bevor alles richtig, richtig schiefgeht. Das ist Jakob Fabian, unser Protagonist. Er ist ein promovierter Germanist, aber Jobs sind rar wie ehrliche Politiker. Also treibt er sich rum, beobachtet die Stadt, und versucht, irgendwie über die Runden zu kommen.

Und Berlin? Berlin ist in diesem Buch wie eine verrückte Party, die langsam, aber sicher außer Kontrolle gerät. Überall Glitzer und Glamour, aber darunter brodelt es gewaltig. Korruption, Armut, politische Intrigen... alles da. Wie ein Cocktail, der zwar lecker aussieht, aber einem am nächsten Morgen den Schädel spaltet.

Fabian ist quasi der Zuschauer dieser Party. Er sieht alles, versteht vieles, aber er tut leider nicht viel. Er ist ein bisschen wie wir, wenn wir Netflix gucken und uns denken: "Boah, die Welt ist echt im Argen!", aber dann doch lieber noch eine Folge bingewatchen. Kennt man, oder?

Die Liebe und andere Katastrophen

Natürlich darf in so einer Geschichte die Liebe nicht fehlen. Fabian verliebt sich in Cornelia. Aber auch diese Beziehung ist... kompliziert. Sie ist ambitioniert, will Karriere machen (damals schon!), und Fabian ist... naja, Fabian eben. Ein bisschen naiv, ein bisschen idealistisch, und ein bisschen zu sehr damit beschäftigt, die Welt zu beobachten, anstatt sie zu verändern. Es ist wie bei einem Kuchenrezept, bei dem eine Zutat fehlt: Es schmeckt zwar, aber irgendwas stimmt nicht.

Und dann geht alles rasant bergab. Job weg, Beziehung kaputt, Freunde in Schwierigkeiten. Fabian schlittert immer tiefer in eine Abwärtsspirale. Er ist wie ein Ball, der einen Hügel runterrollt – am Anfang geht's noch langsam, aber je weiter er rollt, desto schneller wird's.

Das Bittersüße an dem Buch ist, dass es eben nicht nur traurig ist. Kästner schreibt mit viel Humor und Ironie. Er nimmt die Absurditäten des Lebens auf die Schippe, und das macht das Buch so lesenswert. Manchmal lacht man, manchmal weint man, und manchmal denkt man sich: "Verdammt, das kenne ich doch auch irgendwoher!"

Warum ist das Buch heute noch relevant?

Weil es um Dinge geht, die immer aktuell sind: Die Suche nach Sinn im Leben, die Schwierigkeiten, in einer komplizierten Welt zurechtzukommen, und die Frage, ob man überhaupt etwas verändern kann. Auch heute haben wir unsere eigenen "Goldenen Zwanziger" – voller Möglichkeiten, aber auch voller Unsicherheiten. Klimawandel, politische Krisen, soziale Ungleichheit... die Liste ist lang.

Und genau wie Fabian stehen wir oft da und fragen uns: Was können wir tun? Sollen wir uns engagieren? Sollen wir uns anpassen? Oder sollen wir einfach nur zusehen, wie alles vor die Hunde geht? "Fabian" gibt darauf keine einfachen Antworten, aber es regt zum Nachdenken an. Und das ist ja schon mal was, oder?

Also, wenn Sie mal wieder das Gefühl haben, dass die Rolltreppe in die falsche Richtung fährt, schnappen Sie sich "Fabian". Es ist zwar keine Gebrauchsanweisung für ein glückliches Leben, aber vielleicht hilft es Ihnen, ein bisschen besser zu verstehen, warum das Leben manchmal so verrückt spielt. Und vielleicht, ganz vielleicht, finden Sie ja sogar ein bisschen Trost darin, dass Sie nicht alleine sind mit diesem Gefühl.

Und mal ehrlich, wer von uns ist nicht schon mal ein bisschen "vor die Hunde" gegangen? Hauptsache, man lernt draus, oder? Und wenn nicht... dann liest man halt noch mal "Fabian". 😉