Faust Tragödie Erster Teil Studierzimmer Vers 1867

Stell dir vor, du bist ein total frustrierter Professor. Nicht irgendwer, sondern Faust, der absolute Ober-Gelehrte. Du hast alles studiert, was Rang und Namen hat – Philosophie, Jura, Medizin, Theologie – und trotzdem fühlst du dich leer. Kennst du das Gefühl, wenn du Netflix durchgescrollt hast und trotzdem nichts zum Schauen findest? So ähnlich, nur potenziert mal tausend.
Genau in dieser Stimmung treffen wir Faust im berühmten Studierzimmer in Goethes "Faust I". Es ist Szene 1867 (nach der Zählung in manchen Ausgaben, keine Sorge, es ist nicht SO wichtig, welche Zahl genau das ist), und er ist alles andere als happy. Überall Bücher, Staub, Formeln, und er mittendrin, am liebsten würde er alles anzünden.
Der Gelehrte am Nullpunkt
Was macht Faust so unglücklich? Er hat das Gefühl, nichts wirklich zu verstehen. Er kratzt nur an der Oberfläche, dringt nicht zum Kern der Dinge vor. Stell dir vor, du versuchst, ein IKEA-Regal ohne Anleitung zusammenzubauen. Du hast alle Teile, aber du checkst es einfach nicht. So geht’s Faust mit dem Universum.
Er jammert rum, dass er die Natur nicht begreift, dass er gefangen ist in seinem Studierzimmer, wie ein Hamster im Laufrad. Er sehnt sich nach Freiheit, nach Erfahrung, nach dem prallen Leben. Er will raus aus der Theorie, rein in die Praxis. Kurz gesagt: Faust hat einen ausgewachsenen Midlife-Crisis, lange bevor der Begriff überhaupt erfunden wurde.
Und was macht man in so einer Situation? Man flüchtet sich in etwas Verbotenes, etwas Riskantes. Faust wendet sich der Magie zu. Er beschwört den Erdgeist, eine Art Naturgott auf Speed. Und dann wird’s erst richtig abgefahren!
Magie und mehr oder weniger nette Geister
Der Erdgeist kommt auch prompt, aber er ist alles andere als ein freundlicher Kumpel. Er ist mächtig, unberechenbar und macht Faust erstmal ordentlich fertig. Er demütigt ihn und zeigt ihm seine Grenzen. Faust kriegt einen Vorgeschmack auf das, was passieren kann, wenn man sich mit Kräften anlegt, die man nicht kontrollieren kann.
Es ist ein bisschen wie in einem Horrorfilm, wenn der Protagonist sagt: "Das kann ja gar nicht so schlimm sein" – und dann geht alles schief. Fausts hochmütiges Denken, er könne die Natur beherrschen, wird ihm direkt um die Ohren gehauen. Er merkt, dass er im Grunde ein winziges Staubkorn im großen Universum ist.
Aber keine Sorge, es wird noch besser (oder schlimmer, je nachdem, wie man es sieht). In seiner Verzweiflung will Faust sich sogar umbringen! Er greift nach einem Giftbecher. Aber dann läuten die Osterglocken und erinnern ihn an seine Kindheit, an Hoffnung und Glauben. Ein Happy End in Sicht? Nicht wirklich. Denn dann kommt ja erst Mephisto ins Spiel!
Ein Pakt mit dem Teufel (oder so ähnlich)
Die Studierzimmer-Szene ist wie der Startschuss für eine irre Achterbahnfahrt. Fausts Unzufriedenheit und seine Sehnsucht nach mehr machen ihn anfällig für das Angebot von Mephisto. Mephisto, der personifizierte Zynismus, die Versuchung pur, bietet Faust an, ihm alle Wünsche zu erfüllen. Im Gegenzug soll Faust Mephistos Diener im Jenseits sein, wenn er stirbt.
"Werd ich zum Augenblicke sagen: / Verweile doch! du bist so schön! / Dann magst du mich in Fesseln schlagen, / Dann will ich gern zugrunde gehn!"
Faust geht den Deal ein. Er glaubt, dass er niemals mit dem Leben zufrieden sein wird, dass er niemals zu diesem "Verweile doch!"-Moment kommen wird. Er unterschätzt Mephisto und die Macht der Versuchung. Und damit beginnt das eigentliche Drama.
Die Studierzimmer-Szene ist also nicht nur ein langweiliger Monolog eines alten Professors. Sie ist der Auftakt zu einer Geschichte über Sehnsucht, Gier, Verzweiflung, Liebe und die Frage, was es eigentlich bedeutet, Mensch zu sein. Und das alles verpackt in Goethes genialer Sprache, die mal pathetisch, mal ironisch, mal urkomisch ist. Also, worauf wartest du noch? Lies Faust! (Oder schau dir zumindest die Studierzimmer-Szene an – es lohnt sich!).



