Ich Mag Keinen Besuch In Meiner Wohnung

Okay, Leute, mal ehrlich, wer von euch liebt es wirklich, Besuch zu Hause zu haben? Ich meine, so richtig liebt? Ich vermute mal, die Zahl dürfte sich in Grenzen halten. Ich zum Beispiel? Absolut nicht. Ich mag keinen Besuch in meiner Wohnung. Punkt. Und ich rede hier nicht von "ach, ist halt anstrengend, muss man putzen". Nein, ich rede von einer tiefsitzenden, fast schon philosophischen Abneigung.
Lasst mich euch erzählen, warum meine Wohnung so eine Art *Area 51* für potenzielle Besucher ist. Stellt euch vor, ihr seid ein Faultier, das gerade seinen Mittagsschlaf im Blätterdach genießt. Friede, Ruhe, nur das sanfte Rascheln der Blätter... Und dann, BAMM! Eine Horde Affen stürmt herbei, wirft mit Kokosnüssen und kreischt irgendwelche Affendinge. Genauso fühle ich mich, wenn jemand anklingelt.
Der erste Grund ist natürlich das Putzen. Man mag ja denken, "ach, ein bisschen Staub, wen stört's?". Aber da draußen gibt es Menschen – ich nenne sie liebevoll *Staub-Ninjas* – die haben ein lasergestütztes Staub-Detektionssystem in ihren Augen eingebaut. Die sehen den einzelnen Staubfussel auf der Oberseite des Bücherregals, den ich seit der Errichtung des Römischen Reiches nicht mehr abgestaubt habe. Und dann kommt der vorwurfsvolle Blick! Als ob ich persönlich für die globale Staubproduktion verantwortlich wäre!
Merke: Staub ist wie Glitzer. Wenn man ihn einmal hat, wird man ihn nie wieder los. Aber anders als Glitzer ist Staub halt nicht cool. Er ist eher so der ungebetene Gast, der sich an deinen Möbeln festklammert und sich weigert zu gehen.
Die Psychologie des Besuchsempfangs (oder: Warum ich zum Soziopathen mutiere)
Dann ist da die ganze soziale Interaktion. Ich bin ein Mensch der leisen Töne. Ich mag meine Routine, meine Ruhe, meine komischen Dokus über Quantenphysik. Besuch aber will Unterhaltung. Gespräche! Augenkontakt! Soziale Kompetenz! Dinge, die ich normalerweise erfolgreich vermeide.
Und dann dieses: "Ach, erzähl mal, was gibt's Neues?". Ähm... ich habe gestern eine interessante Studie über die Paarungsrituale von Tiefseekrebsen gelesen? Ich glaube kaum, dass das die gewünschte Antwort ist. Meistens erzähle ich dann irgendwelche haarsträubenden Lügen, nur um nicht zugeben zu müssen, dass mein Leben eigentlich aus Netflix und gelegentlichen Ausflügen zum Kühlschrank besteht.
Fakt am Rande: Studien haben gezeigt (oder auch nicht, ich habe es mir gerade ausgedacht), dass die Wahrscheinlichkeit, dass jemand beim Smalltalk lügt, um 78% steigt, wenn er sich unwohl fühlt. Also, liebe Besucher, seid gewarnt!
Ein weiteres Problem ist die Vorratshaltung. Plötzlich muss ich so tun, als ob ich ein Feinschmecker-Delikatessen-Lager im Keller habe. Dabei besteht mein normaler Speiseplan hauptsächlich aus Tiefkühlpizza und Instant-Nudeln. Also kaufe ich hektisch irgendwelche überteuerten Oliven, seltsame Käsesorten und Cracker, die niemand wirklich mag, nur um sie dann nach dem Besuch unberührt wegzuwerfen. Das ist doch Verschwendung! Ich könnte das Geld stattdessen in noch mehr Instant-Nudeln investieren!
Die Wohnung als Spiegel der Seele (oder: Bloß nicht in die Schubladen gucken!)
Und dann ist da noch der psychologische Aspekt. Meine Wohnung ist mein Heiligtum. Meine Festung der Einsamkeit. Hier darf ich so sein, wie ich bin. Hier darf ich meine Socken auf dem Boden liegen lassen, meine Bücher chaotisch stapeln und in Jogginghose den ganzen Tag herumlaufen. Aber sobald Besuch kommt, muss ich so tun, als ob ich ein perfekt organisiertes und sozial akzeptables Leben führe. Das ist anstrengend!
Und was ist mit all den peinlichen Dingen, die man in seiner Wohnung versteckt? Jeder hat doch irgendwelche dunklen Geheimnisse in seinen Schubladen! Alte Tagebücher, peinliche Fotos aus der Jugend, die Sammlung von Plüschtieren, die man angeblich für "die Nichte" hat... Man will ja nicht, dass die plötzlich ans Tageslicht kommen!
Kleiner Tipp: Wenn Besuch unvermeidlich ist, lenkt sie mit besonders faszinierenden Objekten ab. Ein beeindruckendes Kunstwerk (auch wenn es nur ein IKEA-Druck ist) oder ein außergewöhnliches Möbelstück (auch wenn es nur ein alter Stuhl vom Flohmarkt ist) können Wunder wirken. Hauptsache, sie gucken nicht in die Schubladen!
Also, ihr seht, es gibt viele Gründe, warum ich keinen Besuch in meiner Wohnung mag. Es ist anstrengend, teuer und zwingt mich, eine Version von mir selbst zu spielen, die ich eigentlich gar nicht bin. Vielleicht bin ich einfach ein komischer Kauz. Vielleicht bin ich ein misanthropischer Einsiedlerkrebs. Aber hey, zumindest habe ich es bequem in meiner eigenen Wohnung! Und solange ich genug Tiefkühlpizza und Netflix habe, bin ich glücklich.
Und wenn ihr mich besuchen wollt? Dann treffen wir uns lieber im Café. Da muss ich wenigstens nicht putzen.



