Kann Ich Meinen 19 Jährigen Sohn Rauswerfen

Ah, die Frage aller Fragen: "Kann ich meinen 19-jährigen Sohn rauswerfen?" Es ist ein Gedanke, der wahrscheinlich schon mehr Eltern durch den Kopf geschossen ist, als ein Feuerwerk an Silvester. Und mal ehrlich, wer kann es ihnen verdenken? Die Wäscheberge wachsen schneller als das Gras im Frühling, die leeren Pizzakartons stapeln sich wie der Mount Everest und die musikalische Untermalung des Ganzen erinnert manchmal eher an einen startenden Düsenjet. Herrlich, diese Pubertät…die einfach nicht aufhören will.
Bevor wir uns aber in juristische Feinheiten verstricken, stellen wir uns doch mal kurz vor, wir wären ein bunter Papagei. Ja, richtig gelesen. Ein bunter Papagei, der das Ganze mal aus der Vogelperspektive betrachtet. Denn was steckt denn wirklich hinter dieser Frage? Oft ist es ja nicht wirklich die böse Absicht, den Junior auf die Straße zu setzen. Vielmehr ist es ein Hilfeschrei, ein „Ich bin erschöpft! Ich brauche mal eine Pause!“ Denn 19 ist ein komisches Alter. Kein Kind mehr, aber auch noch nicht wirklich ein Erwachsener. Irgendwo in dieser Grauzone treiben sie sich rum, unsere lieben Sprösslinge.
Und während der eine schon fleißig sein Studium absolviert oder eine Ausbildung macht, hängt der andere vielleicht noch im virtuellen Dschungel fest und bekämpft Pixelmonster. Oder er versucht, den Weltrekord im Dauerschlafen zu brechen. Alles schon dagewesen, oder?
Was also tun? Die Antwort ist leider nicht so einfach wie „raus mit ihm!“. Denn da kommt dann das berüchtigte Gesetz ins Spiel. Und das kann ganz schön kompliziert sein. Aber keine Sorge, wir wollen es ja einfach halten. Grundsätzlich gilt: Solange der Filius sich noch in Ausbildung befindet oder studiert und kein eigenes Einkommen hat, das seinen Lebensunterhalt decken kann, sieht es eher schlecht aus mit dem Rausschmiss. Es sei denn, er benimmt sich wirklich unmöglich und gefährdet das Familienleben. Aber selbst dann ist es ein langer und steiniger Weg.
Stattdessen könnte man es ja mal mit Diplomatie versuchen. Ein offenes Gespräch am Küchentisch, bei dem alle Karten auf den Tisch gelegt werden. Ohne Geschrei, ohne Vorwürfe, einfach nur ehrlich miteinander reden. Was erwartet der Sohn von seinen Eltern? Was erwarten die Eltern von ihrem Sohn? Vielleicht kommt dabei ja eine überraschend simple Lösung heraus.
Die Macht der Verhandlung
Vielleicht hilft ja auch ein "Mietvertrag light". Klingt komisch, ist aber einen Versuch wert. Darin werden klare Regeln festgelegt: Wer räumt wann auf? Wer wäscht wann seine Wäsche? Wer zahlt wie viel für Essen und Co.? So lernt der junge Mann, Verantwortung zu übernehmen und sich an Vereinbarungen zu halten. Und die Eltern haben zumindest ein kleines bisschen mehr Kontrolle über das Chaos.
Eine Freundin von mir hat das mit ihrem Sohn tatsächlich so gemacht. Er musste zwar keine Miete zahlen, aber dafür regelmäßig den Rasen mähen und das Auto waschen. Und siehe da, plötzlich war er viel motivierter und hilfsbereiter.
Manchmal hilft es auch, den Blickwinkel zu ändern. Statt den Sohn als Belastung zu sehen, könnte man ihn ja auch als Bereicherung betrachten. Er kann einem neue Musik zeigen, einem die neuesten Trends auf TikTok erklären oder einem einfach nur Gesellschaft leisten. Und wer weiß, vielleicht lernt man ja auch noch was von ihm.
Und wenn alles nichts hilft, dann kann man ja immer noch zum letzten Mittel greifen: Humor. Ein lustiges Schild an der Tür mit der Aufschrift "Bitte betreten, aber räumen Sie hinterher wieder auf!" oder ein kleiner Scherz am Morgen können die Stimmung auflockern und den Tag retten. Denn Lachen ist bekanntlich die beste Medizin – auch gegen pubertierende Söhne.
Also, bevor Sie jetzt panisch den Anwalt anrufen und sich nach den rechtlichen Möglichkeiten eines Rausschmisses erkundigen, atmen Sie tief durch. Versuchen Sie es mit Kommunikation, Diplomatie und einer ordentlichen Portion Humor. Und denken Sie daran: Auch diese Phase geht vorbei. Irgendwann ziehen sie alle aus, die lieben Kleinen. Und dann werden Sie sie vermissen. Ganz sicher. Dann werden Sie sich nach den leeren Pizzakartons, der lauten Musik und den Wäschebergen sehnen. Glauben Sie mir!
Und wenn alles wirklich gar nicht mehr geht, dann ist es vielleicht wirklich an der Zeit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Familientherapeut oder ein Coach kann helfen, die festgefahrenen Strukturen aufzubrechen und neue Wege zu finden. Aber das ist dann wirklich der letzte Ausweg.
Und noch etwas: Vergessen Sie nicht, auch auf sich selbst zu achten. Elternschaft ist ein Marathon, kein Sprint. Gönnen Sie sich Pausen, tun Sie sich etwas Gutes und tanken Sie neue Energie. Denn nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie auch für Ihren Sohn da sein.
Denn am Ende des Tages ist die Familie doch das Wichtigste. Und auch wenn es manchmal schwerfällt, sollten wir versuchen, unsere Kinder so anzunehmen, wie sie sind – mit all ihren Ecken und Kanten. Und wer weiß, vielleicht werden aus den Chaoten ja doch noch ganz tolle Menschen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, oder?



