Literarische Erörterung Corpus Delicti

Okay, mal ehrlich. Corpus Delicti von Juli Zeh. Kennen wir, oder? Pflichtlektüre in der Schule. Und ich sag’s mal so, ganz leise: ich fand’s…naja. Sagen wir mal, es hat mich nicht vom Hocker gehauen.
Mein Geständnis: Ich habe gelacht!
Ja, ich gestehe. An manchen Stellen musste ich kichern. Es tut mir leid, liebe Deutschlehrer, aber die Art und Weise, wie dieses Ideal der Vernunft, diese Mia Holl, so extrem überzeichnet wird, das hat was Komisches. Sie ist quasi die perfekte Anti-Heldin. Perfekt unperfekt? Versteht ihr, was ich meine?
Dieses ständige “Ich denke logisch!” und “Gefühle sind doof!”… Ich mein, hallo? Wer lebt denn so? Selbst Juli Zeh wird doch mal emotional, oder?
Und dann diese HEALTH-Methode. Kontrolliertes Leben bis zum Umfallen. Klingt nach meiner Oma, die jeden Tag um sechs aufsteht und ihren Haferbrei isst. Nur, dass die HEALTH-Leute das Ganze noch auf die Spitze treiben. Wo bleibt da der Spaß?
Unpopuläre Meinung: Der Bruder war’s! (Vielleicht…)
Okay, das ist jetzt vielleicht Blasphemie. Aber mal ehrlich, war Liam wirklich so unschuldig? Ich meine, der war der perfekte Sündenbock. Künstler, verträumt, nimmt Drogen… Passt doch ins Bild, oder?
Und was, wenn Mia sich einfach nicht erinnern kann? Das Trauma und so. Wir kennen das ja aus Krimis. Ich sage nicht, dass ich Recht habe, aber ich sage, dass ich Fragen stelle! Vielleicht ist das auch einfach nur mein Wunsch nach einem richtig schön verdrehten Plot-Twist.
Die Sache mit der Liebe (oder dem Mangel daran)
Klar, es geht um Politik, um Überwachung, um Freiheit. Aber wo ist die Liebe? Die echte, unvernünftige, chaotische Liebe? Irgendwie vermisse ich das in Corpus Delicti. Alles ist so…steril. Wie ein Operationssaal. Sogar die Beziehungen.
Dieses Ideal der Vernunft hat alles erstickt. Sogar die Romantik. Und das finde ich schade. Ich meine, ein bisschen Herzschmerz zwischendurch hätte doch nicht geschadet, oder? Stattdessen haben wir Paragraphen und Statistiken. Yippie!
Ich verstehe schon, was Juli Zeh uns sagen will. Kontrolle ist nicht alles. Freiheit ist wichtig. Bla bla bla. Aber vielleicht hätte sie das Ganze mit einer Prise mehr Gefühl rüberbringen können. Dann hätte ich vielleicht auch geheult. Statt zu grinsen.
Fazit: Nicht mein Lieblingsdystopie. Sorry.
Corpus Delicti ist wichtig. Keine Frage. Es regt zum Nachdenken an. Es zeigt uns, wie schnell eine Gesellschaft in den Wahnsinn abdriften kann. Aber es ist eben auch…anstrengend. Und ein bisschen trocken. Wie ein Keks, den man in Kaffee tunken muss, damit er runtergeht.
Vielleicht bin ich auch einfach nur zu blöd für anspruchsvolle Literatur. Kann auch sein. Aber ich stehe dazu: Ich fand’s nicht so toll. Da gibt es Dystopien, die mich mehr berührt haben. Die mich zum Weinen gebracht haben. Und das ist ja eigentlich das Ziel, oder?
Trotzdem, Respekt an Juli Zeh. Sie hat etwas geschaffen, das polarisiert. Und das ist ja auch schon mal was. Aber ich bleibe dabei: Ich hätte mir mehr Liebe, mehr Humor und vielleicht einen überraschenden Twist gewünscht. Und weniger Haferbrei.
So, und jetzt steinigt mich. Ich bin bereit.



