Multiaxiales Klassifikationsschema Achse 5

Kennst du das? Du sitzt mit Freund*innen zusammen, redest über irgendwelche komischen Marotten, und irgendwann kommt jemand mit so einer unglaublich präzisen Beschreibung um die Ecke, die einfach alles auf den Punkt bringt. "Ah, du bist also ein 'Perfektionistischer Zauderer'! Jetzt ergibt alles Sinn!" So ähnlich ging's mir neulich, als ich mich wieder mal in die Tiefen der psychologischen Klassifikationssysteme gestürzt habe. Und da bin ich über etwas gestolpert, das mich echt zum Nachdenken gebracht hat: Achse 5 des Multiaxialen Klassifikationsschemas.
Klingt erstmal total sperrig, ich weiß. Aber keine Panik! Das ist nicht so kompliziert, wie es sich anhört. Stell dir vor, es geht darum, einen Menschen nicht nur wegen einer einzelnen Diagnose zu betrachten, sondern ihn als Ganzes zu erfassen. Und da kommt Achse 5 ins Spiel.
Was zur Hölle ist Achse 5?
Ganz einfach: Achse 5 ist die globale Beurteilung des Funktionsniveaus. Also, wie gut kommt jemand im Alltag klar? Wie gut funktionieren die sozialen Beziehungen? Wie sieht es beruflich oder schulisch aus? Kurz gesagt: Wie beeinträchtigen die psychischen Probleme das alltägliche Leben?
(Kleiner Einschub: Klingt eigentlich logisch, oder? Warum sollte man nur auf die Diagnose schauen, wenn es doch darum geht, wie sich das Ganze *auswirkt*?)
Diese Beurteilung wird meistens anhand einer Skala vorgenommen, die verschiedene Bereiche des Lebens abdeckt. Je höher der Wert, desto besser das Funktionsniveau. Stell dir das wie einen Fitness-Tracker für deine psychische Gesundheit vor. Nur eben nicht am Handgelenk, sondern im Kopf eines Therapeuten oder einer Therapeutin.
Warum ist das wichtig?
Die Achse 5 hilft dabei, das große Ganze zu sehen. Es geht nicht nur darum, ob jemand eine Depression oder Angststörung hat (oder beides!). Es geht darum, *wie* stark diese Probleme das Leben beeinflussen. Kann die Person noch arbeiten? Geht sie noch aus dem Haus? Hat sie noch Freunde? All diese Fragen fließen in die Beurteilung ein.
Und das ist superwichtig! Denn zwei Menschen mit der gleichen Diagnose können ein komplett unterschiedliches Funktionsniveau haben. Der eine kommt noch ganz gut klar, während der andere massive Probleme im Alltag hat. Und dementsprechend muss auch die Behandlung angepasst werden.
(Denk mal drüber nach: Eine "leichte" Depression kann jemanden total aus der Bahn werfen, während jemand anderes mit einer "schweren" Depression erstaunlich gut funktioniert. Die Diagnose allein sagt eben nicht alles.)
Ein paar Beispiele gefällig?
Nehmen wir mal an, wir haben zwei Personen mit der Diagnose "Soziale Phobie".
Person A: Geht kaum noch aus dem Haus, hat keine Freunde mehr, kann nicht arbeiten, weil sie sich nicht traut, mit anderen Menschen zu interagieren. Ihr Funktionsniveau ist wahrscheinlich ziemlich niedrig.
Person B: Vermeidet zwar große Menschenmengen, geht aber noch zur Arbeit, trifft sich mit ein paar engen Freunden und versucht, ihre Ängste aktiv zu bewältigen. Ihr Funktionsniveau ist deutlich höher.
Obwohl beide die gleiche Diagnose haben, brauchen sie wahrscheinlich eine sehr unterschiedliche Behandlung. Person A braucht vielleicht eine intensivere Therapie und mehr Unterstützung im Alltag, während Person B vielleicht von einer weniger intensiven Therapie und Selbsthilfestrategien profitiert.
Die Krux an der Sache
Klar, die Achse 5 ist super hilfreich, aber sie hat auch ihre Tücken. Die Beurteilung des Funktionsniveaus ist nämlich subjektiv. Es hängt immer davon ab, wer die Beurteilung vornimmt und welche Maßstäbe angelegt werden.
(Und wir wissen ja: Subjektivität ist immer so eine Sache. Was für den einen "normal" ist, kann für den anderen schon "total unnormal" sein.)
Trotzdem ist die Achse 5 ein wichtiger Baustein, um psychische Probleme besser zu verstehen und eine passgenaue Behandlung zu ermöglichen. Denn am Ende geht es ja darum, dass es den Betroffenen besser geht und sie ihr Leben so gut wie möglich gestalten können.
Also, das nächste Mal, wenn du von psychischen Problemen hörst, denk daran: Es ist immer mehr als nur eine Diagnose. Es ist das ganze Bild, das zählt. Und Achse 5 kann uns dabei helfen, dieses Bild zu vervollständigen.



