Norbert Elias über Den Prozess Der Zivilisation

Okay, lass uns mal über was ganz Besonderes reden: "Über den Prozess der Zivilisation" von Norbert Elias. Klingt erstmal nach staubiger Uni-Lektüre, aber keine Sorge, ich verspreche dir, das ist spannender als deine nächste Netflix-Serie (fast!). Stell dir vor, wir tauchen ein in die Frage, wie wir eigentlich zu dem geworden sind, was wir heute sind – Tischmanieren inklusive.
Die Evolution des Benehmens: Von Rittern zu Instagram-Influencern
Elias hat sich nämlich gefragt: Warum benehmen wir uns eigentlich so, wie wir uns benehmen? Warum benutzen wir Besteck, statt mit den Fingern zu essen? Warum rülpsen wir nicht einfach in der Öffentlichkeit (okay, manche schon…)? Seine Antwort: Das ist ein langer, langsamer Prozess, der sich über Jahrhunderte entwickelt hat. Und zwar durch soziale Abhängigkeit. Klingt kompliziert? Ist es aber nicht.
Früher, im Mittelalter, war alles etwas… rauer. Stell dir Ritter vor, die nach einem deftigen Mahl kräftig rülpsen und ihre Nase in den Ärmel putzen. War halt so. Aber je mehr Menschen zusammenlebten und voneinander abhängig wurden (denk an Königshöfe, wo jeder jeden beobachtet hat), desto wichtiger wurde es, sich "zivilisiert" zu benehmen. Und was "zivilisiert" war, hat sich eben ständig verändert.
Praktischer Tipp 1: Beobachte mal, wie sich Tischmanieren in verschiedenen Kulturen unterscheiden. In manchen Ländern ist es unhöflich, den Teller leer zu essen, in anderen gehört es zum guten Ton. Super spannend, oder?
Psychologie des Anstands: Der innere Zensor
Elias hat nicht nur die äußeren Verhaltensregeln betrachtet, sondern auch, wie sich unsere Psyche verändert hat. Wir haben quasi einen inneren Zensor entwickelt, der uns ständig sagt: "Das darfst du nicht!", "Das ist unanständig!". Dieser Zensor ist das Ergebnis des Zivilisationsprozesses.
Fun Fact: Wusstest du, dass früher das Naseputzen in die Hand und anschließende Abwischen am Ärmel völlig normal war? Heute würden wir dafür wohl ziemlich schräge Blicke ernten.
Elias nennt das Ganze "Figurationen". Das bedeutet, dass wir uns alle in einem Netzwerk von Beziehungen befinden und unser Verhalten ständig von den Erwartungen anderer beeinflusst wird. Denk an deine Familie, deine Freunde, deine Arbeitskollegen. Du verhältst dich anders, je nachdem, mit wem du zusammen bist, oder?
Die dunkle Seite der Zivilisation: Nicht alles ist Gold, was glänzt
Aber Achtung, Elias war kein naiver Optimist. Er hat auch die Schattenseiten des Zivilisationsprozesses gesehen. Der innere Zwang zur Selbstbeherrschung kann nämlich auch zu Aggressionen und Frustration führen. Und die können sich dann auf andere Weise entladen, zum Beispiel in Gewalt oder Diskriminierung.
Praktischer Tipp 2: Achte mal darauf, wann du dich selbst zensierst. Und frag dich, warum. Ist es wirklich nötig, oder unterdrückst du vielleicht nur deine eigenen Bedürfnisse?
Kulturelle Referenz: Denk mal an die Darstellung von Etikette in Filmen wie "Downton Abbey". Da wird super deutlich, wie wichtig bestimmte Verhaltensweisen waren und wie sie die Beziehungen zwischen den Menschen beeinflusst haben.
Und was hat das mit meinem Leben zu tun?
Mehr, als du vielleicht denkst! Elias' Theorie hilft uns zu verstehen, warum wir uns in bestimmten Situationen unwohl fühlen, warum wir uns anpassen wollen (oder eben nicht) und wie unsere Gesellschaft funktioniert. Er zeigt uns, dass unsere Verhaltensweisen nicht einfach vom Himmel fallen, sondern das Ergebnis eines langen, komplexen Prozesses sind.
Indem wir uns bewusst machen, wie wir sozialisiert wurden und welche Erwartungen an uns gestellt werden, können wir freier und selbstbestimmter leben. Wir können uns entscheiden, welche Regeln wir befolgen wollen und welche wir hinterfragen. Und vielleicht können wir sogar ein bisschen achtsamer miteinander umgehen.
Praktischer Tipp 3: Versuch mal, eine Situation, in der du dich unwohl gefühlt hast, aus der Perspektive von Elias zu betrachten. Was waren die unausgesprochenen Regeln? Wer hat Druck ausgeübt? Und wie hättest du anders reagieren können?
Denk beim nächsten Mal, wenn du dir die Nase putzt (hoffentlich mit einem Taschentuch!), an Norbert Elias. Er hat uns gezeigt, dass selbst die banalsten Alltagsrituale eine Geschichte haben. Und dass wir alle Teil eines großen, faszinierenden Prozesses sind.



