Szenenanalyse Der Besuch Der Alten Dame Ill Bürgermeister

Hey Leute! Habt ihr jemals das Gefühl gehabt, eine Kleinstadt ist wie eine Bühne, auf der ein ziemlich dunkles Stück aufgeführt wird? So ungefähr ist es mit Dürrenmatt's "Der Besuch der alten Dame". Heute zoomen wir mal auf den Bürgermeister, den armen Kerl, der versucht, das Ruder in diesem moralischen Chaos zu halten. Los geht's!
Der Bürgermeister: Mehr als nur ein Händeschüttler?
Okay, Bürgermeister sind ja oft die netten Gesichter einer Stadt, oder? Sie eröffnen neue Bibliotheken, schneiden Bänder durch und lächeln in die Kameras. Aber der Bürgermeister in "Der Besuch" ist *mehr*. Er ist quasi der Kapitän eines sinkenden Schiffes, und das Schiff ist Güllen. Stell dir vor, du bist für alle verantwortlich, und plötzlich bietet eine Milliardärin an, deine Stadt zu retten – gegen einen ziemlich... ungewöhnlichen Preis. Würdest du zustimmen?
Dürrenmatt macht es uns echt schwer, ihn einfach nur als "gut" oder "böse" abzustempeln. Er ist komplex. Er ist ein Mensch, der unter Druck steht. Denkt mal kurz darüber nach. Was würdet ihr tun? Würdet ihr für das Wohlergehen aller einen Mord in Kauf nehmen?
Seine Rolle im moralischen Dilemma
Was den Bürgermeister so interessant macht, ist, dass er im Zentrum dieses moralischen Dilemmas steht. Claire Zachanassian, die alte Dame, kommt mit ihrem Angebot, und er ist der erste, der es ablehnen muss. Er ist der Verteidiger der Moral, der Sprecher der Vernunft. Aber... bleibt er das auch?
Er versucht, die Leute davon zu überzeugen, dass Geld nicht alles ist, dass Moral wichtiger ist. Er hält Reden, er appelliert an ihr Gewissen. Aber Geld hat eine komische Macht, nicht wahr? Wie ein Magnet zieht es die Menschen an. Und der Bürgermeister? Er ist nicht immun.
Könnte man ihn mit einem Schachspieler vergleichen, der versucht, einen Zug vorauszusehen, der das ganze Spiel verändern wird? Er rechnet, er plant, aber Claire ist eine Schachspielerin auf einem ganz anderen Level. Sie spielt mit den Emotionen, mit der Gier der Menschen.
Der Wandel: Von Moralapostel zum... Tja, zu was eigentlich?
Der Clou ist ja, dass der Bürgermeister sich verändert. Langsam, fast unmerklich, aber er verändert sich. Er fängt an, neue Schuhe zu tragen, dann einen neuen Anzug. Er repräsentiert die Stadt, aber auch das zunehmende Vertrauen in den zukünftigen Wohlstand. Ist das schon die Vorfreude auf das Geld, das bald fließen wird?
Er ist wie ein Seismograph, der die moralischen Erschütterungen in Güllen anzeigt. Je näher der Tag der Abstimmung rückt, desto deutlicher wird, dass etwas Dunkles im Gange ist. Er spürt es, aber er kann es nicht aufhalten. Oder will er es vielleicht auch gar nicht?
Denkt mal darüber nach: Was passiert, wenn die Person, die eigentlich die Moral vertreten sollte, anfängt, selbst davon abzuweichen? Ist das nicht irgendwie… gruselig?
Warum ist das cool?
Die Figur des Bürgermeisters ist so cool, weil sie uns einen Spiegel vorhält. Sie zeigt uns, wie leicht wir uns von Geld, von Bequemlichkeit, von dem Wunsch nach einem besseren Leben verführen lassen können. Er ist kein strahlender Held, aber er ist auch kein reiner Schurke. Er ist ein Mensch mit Fehlern, mit Schwächen, mit Ängsten – genau wie wir.
Und genau das macht ihn so unglaublich menschlich und die Szenen, in denen er vorkommt, so packend. Dürrenmatt zwingt uns, uns selbst zu fragen: Was wäre, wenn ich in seiner Situation wäre? Wie würde ich handeln? Wäre ich stark genug, um der Versuchung zu widerstehen?
Es ist kein leichtes Stück, "Der Besuch der alten Dame", aber gerade deshalb ist es so wertvoll. Es regt zum Nachdenken an, es fordert uns heraus, und es zeigt uns, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse oft fließender sind, als wir denken. Und der Bürgermeister? Der ist mittendrin im moralischen Sumpf von Güllen, ein Spiegelbild unserer eigenen, vielleicht nicht ganz so sauberen Seele.
Also, das nächste Mal, wenn ihr "Der Besuch der alten Dame" seht oder lest, achtet mal besonders auf den Bürgermeister. Er ist vielleicht nicht der Held der Geschichte, aber er ist definitiv einer der interessantesten – und einer, über den es sich lohnt, nachzudenken.



