Telefon Von Impulswahl Auf Tonwahl Umstellen Gigaset
Oma Hildegard, Gott hab' sie selig, und ihr Gigaset. Das war eine Liebe für sich. Ein Monolith der Kommunikation, standfest wie ein Leuchtturm in der stürmischen See des Familienlebens. Aber dieses Gigaset, ein echtes Urgestein, kommunizierte auf eine Art, die so modern war wie eine Postkutsche – Impulswahlverfahren. Tick, tick, tick – für jede Ziffer. Eine Geduldsprobe für jeden Anrufer, und eine akustische Zeitreise für jeden, der mithörte.
Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als mein Neffe, der kleine Max, versuchte, die Pizzeria anzurufen. "Tick... tick... tick... tick... tick..." Er brauchte gefühlte Stunden für die Vorwahl. Am Ende war die Pizza kalt, bevor sie überhaupt ankam. "Das muss sich ändern!", dachte ich mir. Es war Zeit für eine Operation am offenen Herzen des Gigasets: Die Umstellung von Impulswahl auf Tonwahl.
Nun, ich bin kein Ingenieur. Eher so der Typ, der beim IKEA-Regalbauen immer eine Schraube übrig hat. Aber ich hatte das Internet! Und das Internet, mein Freund, ist voll von Anleitungen. Manche verständlich, manche eher so, als hätte ein betrunkener Hamster sie geschrieben. Aber ich fand eine, die halbwegs logisch aussah, und stürzte mich ins Abenteuer.
Der Kampf mit den Menüs
Das Gigaset Menü. Ein Labyrinth aus kryptischen Abkürzungen und Symbolen, das selbst Indiana Jones vor Neid erblassen lassen würde. Ich klickte mich durch Optionen wie "Int. Gespr. sperren", "Anr. Uml. aktiv" und "Rufumleit. b. Besetzt". Was zum Teufel war das alles? Ich fühlte mich wie ein Archäologe, der versucht, Hieroglyphen zu entziffern, nur dass es hier um Telefonie ging.
Nach gefühlten Stunden (wahrscheinlich waren es nur 30 Minuten, aber es fühlte sich an wie eine Ewigkeit) fand ich endlich etwas, das verdächtig nach "Wahlverfahren" aussah. Und da stand es, in aller Pracht: "Impulswahl". Ein Triumph! Jetzt musste ich es nur noch auf "Tonwahl" umstellen. Ein Klick, und... nichts. Das Telefon piepte unzufrieden. War das etwa eine Fehlermeldung auf Gigaset-isch?
Ich versuchte es erneut. Und wieder. Und wieder. Das Gigaset blieb stur. Ich begann, an meiner geistigen Gesundheit zu zweifeln. Hatte mich Oma Hildegard verflucht, weil ich an ihrem geliebten Telefon herumbastelte? War das Gerät einfach zu alt, um sich an die moderne Welt anzupassen?
Der unerwartete Helfer
In meiner Verzweiflung rief ich meinen Cousin Klaus an. Klaus ist so etwas wie der IT-Guru der Familie. Er kann Computer reparieren, Handys entsperren und sogar Kaffeemaschinen wiederbeleben. "Klaus, ich brauche deine Hilfe!", jammerte ich. "Ich versuche, ein Gigaset von Impulswahl auf Tonwahl umzustellen, aber es klappt einfach nicht!"
Klaus lachte. "Das ist doch kein Problem!", sagte er. "Du musst nur..." Und dann erklärte er mir etwas von "*#06#" und "Systemeinstellungen" und "Flash-Taste". Ich verstand nur Bahnhof, aber ich vertraute Klaus. Er hatte schliesslich schon meine Festplatte gerettet, als ich versehentlich den Papierkorb gelöscht hatte (inklusive meiner Bachelorarbeit).
Der Moment der Wahrheit
Ich tippte die magische Zahlenkombination ein. Das Gigaset knarzte und piepte. Dann, Stille. Ich wählte meine eigene Handynummer. Und was geschah? Ein wunderschönes, harmonisches Piepen! Tonwahl! Ich hatte es geschafft! Ich fühlte mich wie ein Held. Ein kleiner, unbedeutender Held, aber immerhin ein Held.
Max konnte nun endlich seine Pizza bestellen, ohne eine halbe Stunde für die Vorwahl zu brauchen. Und das Gigaset? Es steht immer noch da, der Monolith der Kommunikation, jetzt aber mit Tonwahl. Ein bisschen modernisiert, aber immer noch ein Stück Oma Hildegard. Und jedes Mal, wenn ich es benutze, muss ich schmunzeln und an den Kampf mit den Menüs und die Rettung durch Cousin Klaus denken. Manchmal sind es die kleinen Dinge im Leben, die uns am meisten Freude bereiten.
Ach ja, und die übrig gebliebene Schraube vom IKEA-Regal? Die liegt immer noch in der Schublade.
