Träume Nicht Dein Leben Sondern Lebe Deinen Traum ähnliche Sprüche
Ach, die Weisheiten! Sie flattern uns so entgegen, wie Motten ins Licht. "Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!" Kennen wir alle, oder? Und ganz ehrlich? Manchmal, ganz leise, denke ich mir: Papperlapapp.
Versteht mich nicht falsch. Ziele sind super. Ambitionen sind toll. Aber diese pauschale Verurteilung des Träumens, dieses ständige "MACH ES EINFACH!"... da sträuben sich mir die Nackenhaare.
Es gibt ja noch diese ganzen anderen Sprüche in der gleichen Suppe. "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren!" Joa, klingt kämpferisch. Aber was, wenn ich einfach nur einen ruhigen Abend auf dem Sofa will? Bin ich dann automatisch ein Versager?
Oder: "Der Weg ist das Ziel!" Ähm, Entschuldigung, aber ich hätte schon gerne ein konkretes Ziel. Sonst irre ich ja ewig ziellos umher. Stell dir vor, du wanderst und sagst: "Der Weg ist das Ziel!" nach 10 Stunden Fußmarsch im Regen. Wahrscheinlich würdest du dir selbst eine scheuern.
Motivation? Gerne! Aber bitte mit Augenmaß.
Ich mag Motivation. Ich mag es, inspiriert zu sein. Aber ich brauche keine Dauerbeschallung mit Phrasen, die so hohl klingen wie eine leere Kokosnuss. Manchmal ist ein bisschen Realismus doch ganz angenehm.
Da wäre zum Beispiel dieser Spruch: "Du musst deine Komfortzone verlassen!" Ja, muss ich das wirklich? Kann ich nicht auch einfach mal Netflix gucken und Pizza essen? Ist das wirklich so eine Todsünde?
Klar, Wachstum passiert außerhalb der Komfortzone. Aber vielleicht ist meine Komfortzone gerade mein Happy Place. Vielleicht brauche ich gerade genau das: Gemütlichkeit und Geborgenheit. Vielleicht ist das genau das, was ich für meine mentale Gesundheit brauche.
Und was ist mit dem Klassiker: "Jeder ist seines Glückes Schmied!" Schön und gut. Aber was ist mit all den Leuten, die einfach Pech haben? Die mit Krankheit, Armut oder Ungerechtigkeit zu kämpfen haben? Sollen die sich einfach einen neuen Hammer kaufen und drauf los schmieden? Das ist doch zynisch.
Träume dürfen auch mal Träume bleiben
Ich wage mal eine ketzerische These: Manchmal ist es okay, zu träumen und es dabei zu belassen. Nicht jeder Traum muss zur Realität werden. Manchmal sind Träume einfach nur schöne Gedanken, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Ich träume zum Beispiel davon, ein Buch zu schreiben, das die Welt verändert. Werde ich es jemals tun? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber der Gedanke daran macht mir Freude. Und das ist doch auch schon was wert, oder?
Ich finde, wir sollten uns von diesem Erfolgsdruck befreien. Von diesem Zwang, immer das Maximum aus uns herausholen zu müssen. Von dieser Angst, etwas zu verpassen (aka FOMO).
Was ist mit dem Recht auf Faulheit? Auf Ineffizienz? Auf das genussvolle Verplempern von Zeit?
Ja, Albert Einstein hat mal gesagt: "Fantasie ist wichtiger als Wissen." Aber ich behaupte: Ein ausgewogener Mix aus beidem ist noch besser. Ein bisschen träumen, ein bisschen handeln, ein bisschen chillen. Das ist doch ein Plan, oder?
Also, liebe Leute, lasst euch nicht von all den schlauen Sprüchen verrückt machen. Hört auf euer Herz. Macht das, was euch glücklich macht. Und wenn das bedeutet, einfach mal einen Tag lang nichts zu tun – dann tut es! Ohne schlechtes Gewissen.
Vielleicht ist das ja mein ganz persönlicher "Lebe deinen Traum"-Moment: Das Recht, meine Träume einfach nur Träume sein zu lassen.
Und vielleicht... nur vielleicht... ist das die eigentliche Weisheit hinter all den Weisheiten. Dass wir unseren eigenen Weg finden müssen. Und dass dieser Weg manchmal eben auch über ein gemütliches Sofa führt.
