Umbau Von 3 Gang Auf 7 Gang Nabenschaltung
Es begann alles mit einem ganz normalen Fahrrad. Einem treuen, wenn auch etwas betagten Gefährten, der mich jahrelang zuverlässig durch die Stadt gebracht hatte. Drei Gänge. Mehr brauchte man ja nicht, dachte ich immer. Drei Gänge für die flache Ebene, drei Gänge für den minimalen Anstieg und... ja, drei Gänge halt. War doch prima!
Dann kam der Tag, an dem ich beschloss: Es reicht. Drei Gänge sind nicht mehr prima. Drei Gänge sind... einengend. Wie ein Kanarienvogel im viel zu kleinen Käfig. Ich wollte Freiheit! Ich wollte Berge bezwingen, ohne das Gefühl zu haben, ich würde gleich rückwärts wieder runterrutschen. Ich wollte mit dem Wind um die Wette fahren, ohne dass meine Beine wie verrückt rotieren, nur um einen Hauch schneller zu sein. Ich wollte... sieben Gänge.
Das Internet wurde mein bester Freund. YouTube-Tutorials flimmerten über den Bildschirm. Es sah alles so... einfach aus. Ein paar Schrauben hier, ein paar Kabel da, und *schwupps*, schon hat man eine 7-Gang Nabenschaltung. Die Realität sah dann doch etwas anders aus.
Tag 1: Das Chaos beginnt
Der erste Schritt war natürlich, das gute alte Rad zu zerlegen. Mit einer Inbrunst, als würde ich ein komplexes Uhrwerk sezieren, ging ich ans Werk. Bald lagen Teile in der Garage verstreut herum, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. "Das gehört bestimmt da rein", dachte ich, während ich versuchte, ein kleines, verdächtiges Federchen irgendwo einzuklemmen. Vergebens. Es blieb ein kleines, verdächtiges Federchen, das mich höhnisch anstarrte.
Der Ausbau der alten 3-Gang Nabe gestaltete sich als unerwartet spannendes Abenteuer. Rost und Zeit hatten ihre Spuren hinterlassen. Mit viel WD-40 und noch mehr Geduld (die ich eigentlich nicht hatte) gelang es mir schließlich, das störrische Ding zu entfernen. Der Rest der Familie hielt sich währenddessen lieber fern. Irgendwie schien meine Laune nicht die beste zu sein.
Tag 2: Die unendliche Geschichte
Der Einbau der 7-Gang Nabe sollte eigentlich der Höhepunkt des Projekts sein. Stattdessen wurde er zum Tiefpunkt meiner handwerklichen Fähigkeiten. Die Anleitung war kryptisch, die Teile widerspenstig, und meine Nerven lagen blank. Ich fühlte mich wie ein Dirigent vor einem Orchester, das nur Kakophonien spielte. Jedes Bauteil hatte seinen eigenen Kopf, und ich war der einzige, der keine Ahnung hatte, wie man sie zusammenbringt.
"Mama, ist Papa böse?" fragte meine Tochter vorsichtig. "Nein, Schatz", antwortete meine Frau mit einem Augenzwinkern, "Papa ist nur... kreativ frustriert."
Irgendwann, nach gefühlt endlosen Stunden des Fummelns, Fluchens und Verzweifelns, hatte ich es geschafft. Die 7-Gang Nabe war eingebaut. Zumindest sah es so aus. Ob sie auch funktionierte, war eine andere Frage.
Tag 3: Die Jungfernfahrt
Voller Stolz (und ein bisschen Angst) schwang ich mich auf mein umgebautes Fahrrad. Die erste Probefahrt. Ein Moment der Wahrheit. Und... es funktionierte! Zumindest irgendwie. Die Gänge sprangen zwar nicht immer sauber rein, und beim Bremsen gab es ein seltsames Quietschen, aber hey, ich hatte es geschafft! Ich hatte ein Fahrrad mit sieben Gängen!
Die anschließenden Fahrten waren eine Achterbahn der Gefühle. Mal funktionierte alles perfekt, mal musste ich mitten auf der Straße anhalten und irgendwelche Kabel justieren. Aber jedes Mal, wenn ich einen steilen Hügel mühelos hochfuhr, oder mit dem Wind um die Wette raste, wusste ich: Es hat sich gelohnt. Die Verzweiflung, die Flüche, die kleinen, verdächtigen Federchen – alles vergessen!
Heute fahre ich mit meinem sieben-Gang-Rad durch die Gegend und lächle zufrieden. Es ist nicht perfekt, aber es ist meins. Und es erinnert mich daran, dass man mit ein bisschen Mut, Geduld und YouTube-Tutorials fast alles schaffen kann. Sogar ein Fahrrad mit sieben Gängen, das ursprünglich nur drei hatte. Und das kleine, verdächtige Federchen? Das liegt immer noch in der Garage. Vielleicht finde ich ja irgendwann heraus, wo es hingehört...
Und das nächste Projekt? Vielleicht eine elektrische Schaltung? Aber erstmal brauche ich Urlaub.
