Wolfgang Borchert Die Drei Dunklen Könige

Wisst ihr, was ich letztens erlebt habe? Ich stand in der Schlange an der Supermarktkasse, und vor mir war eine Frau, die versuchte, mit einem 500-Euro-Schein eine Packung Kaugummi zu bezahlen. Der Kassierer war total überfordert! Hat mich irgendwie an Weihnachten erinnert, wenn man versucht, die ganze Familie unter einen Hut zu kriegen – Chaos pur! Aber was hat das jetzt mit Wolfgang Borchert zu tun, fragt ihr euch? Geduld, kommt gleich...
Denn genau dieses Gefühl von Irrsinn, von einer Welt, die aus den Fugen geraten ist, findet man auch in Borcherts Werk, besonders in seinem Kurzstück „Die drei dunklen Könige“. Klingt weihnachtlich, ist es aber nur bedingt. Eigentlich ist es eher eine Anti-Weihnachtsgeschichte.
Die zerbrochene Weihnachtsidylle
„Die drei dunklen Könige“ spielt in einer kargen Nachkriegswohnung. Es ist Weihnachten, und die Eltern erwarten sehnsüchtig die Geburt ihres Kindes. Klingt erstmal normal, oder? Denkste! Der Vater rennt panisch von Arzt zu Arzt, weil die Mutter Wehen hat, aber kein Arzt Zeit oder Lust hat, sich um sie zu kümmern. (Ja, liebe Leser, das ist der Zynismus, den wir an Borchert so lieben… oder auch nicht).
Die „dunklen Könige“ sind in diesem Fall die Ärzte, die in ihren weißen Kitteln eben keine strahlenden Heilsbringer sind, sondern abweisende und desinteressierte Figuren. Sie bringen eben keine Geschenke, sondern eher die bittere Erkenntnis, dass die Menschlichkeit in dieser zerstörten Welt abhanden gekommen ist. Und das an Weihnachten! Autsch!
Der Vater irrt also verzweifelt durch die Nacht, findet schließlich einen Arzt, der bereit ist zu helfen, aber auch nur, weil er gerade ein Hühnchen verspeist und sich nicht gern stören lässt. (Merkt ihr, wie Borchert die Profanität des Alltags mit der vermeintlichen Heiligkeit von Weihnachten kontrastiert?).
Mehr als nur ein Weihnachtsmärchen (oder eben nicht)
Was Borchert hier macht, ist mehr als nur eine Kritik an der Nachkriegsgesellschaft. Er zeigt uns, wie entfremdet die Menschen voneinander sind. Wie die Not des Einzelnen in der Masse untergeht. Und wie selbst an einem Tag der Liebe und Nächstenliebe die Egoismen regieren. (Könnte man fast auf heute übertragen, oder?).
Das Stück ist natürlich auch ein Produkt seiner Zeit. Borchert selbst hatte im Krieg Schlimmes erlebt und verarbeitete diese Erfahrungen in seinen Werken. Er wollte aufrütteln, wachrütteln, zeigen, dass nach dem Krieg eben nicht alles wieder gut war, sondern dass die inneren Verwüstungen noch lange nachwirkten.
Warum wir das heute noch lesen sollten
Und warum sollten wir das jetzt, Jahrzehnte später, noch lesen? Weil die Themen, die Borchert anspricht, immer noch relevant sind! Egoismus, Entfremdung, die Frage nach der Menschlichkeit in einer immer komplexeren Welt – das sind keine Probleme von gestern. (Sorry, aber da muss ich den erhobenen Zeigefinger rausholen!).
„Die drei dunklen Könige“ ist ein kurzes, prägnantes Stück, das zum Nachdenken anregt. Es ist keine leichte Kost, aber eine wichtige. Und vielleicht hilft es uns ja, Weihnachten nicht nur als Konsumfest zu sehen, sondern auch als Gelegenheit, sich auf die eigentlichen Werte zu besinnen. (Und vielleicht mal den Nachbarn zu fragen, ob er Hilfe braucht, statt nur auf die eigenen Geschenke zu starren).
Also, wenn ihr dieses Jahr mal genug von Weihnachtsliedern und kitschiger Deko habt, dann lest „Die drei dunklen Könige“. Vielleicht regt es euch ja zum Umdenken an. Oder zumindest zum Schmunzeln über Borcherts schwarzen Humor. Und wer weiß, vielleicht erinnert euch das Stück ja auch an die Frau mit dem 500-Euro-Schein… oder an euch selbst. Denkt mal drüber nach!



