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Warum Hat Louis Braille Die Blindenschrift Erfunden


Warum Hat Louis Braille Die Blindenschrift Erfunden

Die Brailleschrift, ein taktiles Schriftsystem, das von Millionen blinder und sehbehinderter Menschen weltweit genutzt wird, ist ein Eckpfeiler der Inklusion und Bildung. Aber warum hat Louis Braille diese revolutionäre Schrift erfunden? Die Antwort liegt in den Herausforderungen seiner eigenen Blindheit und seinem unerschütterlichen Wunsch nach gleichberechtigtem Zugang zu Wissen.

Eine Kindheit im Dunkeln

Louis Braille wurde 1809 in Coupvray, Frankreich, geboren. Im Alter von drei Jahren erlitt er einen Unfall in der Werkstatt seines Vaters, eines Sattlers. Dabei verletzte er sich an beiden Augen. Eine Infektion breitete sich aus und führte schließlich zur vollständigen Erblindung.

Obwohl blind, wurde Louis' Intellekt nicht getrübt. Er zeigte früh eine bemerkenswerte Intelligenz und Lernbegierde. Seine Eltern setzten sich dafür ein, dass er eine Ausbildung erhielt, was zu dieser Zeit für blinde Menschen eine Seltenheit war.

Die Schwierigkeiten bestehender Lernmethoden

Louis' frühe Ausbildung erfolgte durch orale Tradition und das Gedächtnis. Er lernte durch Zuhören und mündliche Wiederholung. Später besuchte er das Königliche Blindeninstitut in Paris (Institution Royale des Jeunes Aveugles), eine der ersten Blindenschulen der Welt.

An dieser Institution wurden blinde Kinder in handwerklichen Berufen unterrichtet, aber auch in akademischen Fächern. Die Lehrmethode für das Lesen basierte auf erhabenen Buchstaben – großen, dreidimensionalen Buchstaben, die auf dickes Papier geprägt wurden. Die Schüler konnten die Form der Buchstaben ertasten und so Wörter entziffern.

Allerdings wies diese Methode erhebliche Mängel auf:

  • Sie war extrem langsam und zeitaufwendig. Ein Buch in erhabener Schrift war unglaublich voluminös und teuer.
  • Sie ermöglichte nur das Lesen, nicht das Schreiben.
  • Die erhabenen Buchstaben waren schwer zu unterscheiden, besonders für jüngere Schüler.

Louis Braille erkannte schnell die Ineffizienz und die Einschränkungen dieser Methode. Sie erlaubte ihm zwar das Lesen, aber nicht das freie und unabhängige Lernen, das er sich wünschte. Er sehnte sich nach einem System, das ihm und anderen blinden Menschen den gleichen Zugang zu Bildung und Informationen ermöglichen würde wie sehenden Menschen.

Die Inspiration: Die Nachtschrift von Charles Barbier

Die entscheidende Inspiration für Louis Braille kam von einem französischen Offizier namens Charles Barbier. Barbier hatte ein System namens "Nachtschrift" (auch bekannt als Sonographie) entwickelt. Dieses System diente dazu, militärische Nachrichten im Dunkeln zu übermitteln, ohne Licht verwenden zu müssen, das den Feind alarmieren könnte. Die Nachtschrift basierte auf einem Code aus zwölf erhabenen Punkten, die verschiedene Laute darstellten.

Obwohl die Nachtschrift für militärische Zwecke konzipiert war, erkannte Braille sofort ihr Potenzial für blinde Menschen. Sie war schneller und einfacher zu erlernen als die erhabenen Buchstaben. Dennoch war auch die Nachtschrift nicht perfekt. Sie war komplex, umfasste nur Laute und nicht das ganze Alphabet und enthielt keine Zeichensetzung.

Brailles Genialität: Die Vereinfachung und Systematisierung

Louis Braille nahm die Idee der Punkteschrift von Barbier auf und verbesserte sie grundlegend. Er erkannte, dass das zwölf-Punkte-System zu komplex war. Er reduzierte die Anzahl der Punkte auf sechs, was die Unterscheidung der Zeichen erheblich vereinfachte und das Lesen beschleunigte. Diese sechs Punkte sind in zwei vertikalen Reihen angeordnet: drei Punkte auf jeder Seite.

Durch die Kombination dieser sechs Punkte entwickelte Braille ein System von 64 verschiedenen Zeichen, das nicht nur das Alphabet, sondern auch Zahlen, Satzzeichen, mathematische Symbole und sogar Musiknoten darstellen konnte. Er schuf ein vollständiges und umfassendes Schriftsystem, das für alle Bereiche des Lernens und der Kommunikation geeignet war.

Braille perfektionierte sein System über mehrere Jahre. Bereits 1824, im Alter von 15 Jahren, hatte er seine erste Version der Brailleschrift fertiggestellt. Er lehrte es seinen Mitschülern am Königlichen Blindeninstitut, und es wurde schnell zu einer beliebten und effektiven Methode zum Lesen und Schreiben.

Die Anerkennung und Verbreitung der Brailleschrift

Trotz des Erfolgs der Brailleschrift bei den Schülern des Königlichen Blindeninstituts dauerte es einige Zeit, bis sie offiziell anerkannt wurde. Die Institution bevorzugte weiterhin die traditionelle Methode der erhabenen Buchstaben. Erst nach Brailles Tod im Jahr 1852 begann sich die Brailleschrift allmählich zu verbreiten.

1854 wurde die Brailleschrift offiziell am Königlichen Blindeninstitut eingeführt, und bald darauf verbreitete sie sich in anderen Blindenschulen in Frankreich und im Rest der Welt. Heute ist die Brailleschrift das wichtigste Schriftsystem für blinde und sehbehinderte Menschen und ein unverzichtbares Werkzeug für Bildung, Beruf und soziale Inklusion.

Braille im 21. Jahrhundert: Eine anhaltende Bedeutung

Auch im Zeitalter von Audiobüchern und Screenreadern bleibt die Brailleschrift von entscheidender Bedeutung. Sie ermöglicht blinden Menschen:

  • Schriftverständnis: Die Brailleschrift fördert das Verständnis der Rechtschreibung, Grammatik und Satzstruktur.
  • Unabhängigkeit: Sie ermöglicht das selbstständige Lesen von Dokumenten, Etiketten und anderen Materialien.
  • Bildung: Sie ist unerlässlich für das Lernen und die akademische Entwicklung.
  • Berufliche Möglichkeiten: Sie eröffnet berufliche Perspektiven in verschiedenen Bereichen.

Die Brailleschrift ist mehr als nur ein Schriftsystem; sie ist ein Schlüssel zur Unabhängigkeit und Selbstbestimmung für blinde Menschen. Sie ermöglicht ihnen, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und ihre Potenziale voll auszuschöpfen.

Beispiel: Eine Studie der National Federation of the Blind in den USA zeigte, dass blinde Erwachsene, die Braille lesen können, eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit haben, einen Arbeitsplatz zu finden als diejenigen, die es nicht können.

Fazit

Louis Braille erfand die Brailleschrift aus einem tiefen Bedürfnis heraus, blinden Menschen den gleichen Zugang zu Bildung und Informationen zu ermöglichen wie sehenden Menschen. Seine eigene Erfahrung mit den Einschränkungen bestehender Lernmethoden trieb ihn an, ein innovatives und effektives Schriftsystem zu entwickeln, das bis heute Millionen von Menschen weltweit zugutekommt.

Die Brailleschrift ist ein dauerhaftes Vermächtnis von Louis Braille und ein Beweis für die Kraft der Innovation und des Engagements für Inklusion. Unterstützen wir weiterhin die Verbreitung und den Erhalt der Brailleschrift, damit blinde Menschen die gleichen Chancen auf Bildung, Beschäftigung und ein erfülltes Leben haben.

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